Klavierstimmen
Alle Fragen und Antworten im Überblick
Die Stimmung Ihres Klaviers oder Flügels dient nicht nur dem Wohlklang, sondern ist auch ein notwendiger Service, der zur Pflege und zum Werterhalt Ihres Instruments beiträgt.
Auch Klaviere und Flügel, die nicht regelmäßig gespielt werden, sollten regelmäßig gestimmt werden, anderenfalls lässt die Spannung der Saiten kontinuierlich nach – und die Druckverhältnisse in der gesamten akustischen Anlage verändern sich mehr und mehr.
Bei Instrumenten, die mehrere Jahre nicht gestimmt wurden, „rutscht“ daher in der Regel die Referenztonhöhe a1 (üblich sind 440 Hz) auf deutlich niedrigere Tonhöhen ab. Oft bedarf es dann mehrer Stimmungen oder Stimmtermine, um wieder konstante Druckverhältnisse und eine haltbare Grundstimmung aufzubauen.
Nicht zuletzt ist es in Ihrem eigenen Interesse, Ihr Instrument regelmäßig stimmen zu lassen.
Ein umsichtiger Klavierstimmer erkennt dabei Schäden oder Abnutzungserscheinungen am Instrument und wird Ihnen gern ein kostenloses Angebot über die möglichen Maßnahmen und Reparaturarbeiten erstellen. So können Sie rechtzeitig überlegen und über durchzuführende Gegenmaßnahmen entscheiden, bevor die Kosten dafür später vielleicht unüberschaubar werden.
Gern können Sie uns dazu kontaktieren, wir freuen uns auf Ihre Anfrage.
Ihr Instrument sollte vor allem regelmäßig gestimmt werden. Als ausreichend empfehlen wir bei privat genutzten Instrumenten eine Stimmung mindestens einmal jährlich. Zu welchem Zeitpunkt das Instrument gestimmt wird, kann Ihrer Terminabsprache mit dem Klavierstimmer überlassen werden.
Die allgemeine Tonhöhe Ihres Instruments verändert sich durch das Spielen selbst, aber auch durch das wechselnde Raumklima über die Jahreszeiten. Bei neuen Instrumenten – oder bei im Zuge einer Überholung neu besaiteten- sind zusätzlich die Dehnungsprozesse der neuen Stahlsaiten noch nicht abgeschlossen, wodurch in der Regel eine häufigere Stimmung in den ersten zwei bis drei Jahren erforderlich wird.
Stark beanspruchte Instrumente, z.B. im Musikschulbetrieb, müssen natürlich ebenfalls häufiger gestimmt werden. So werden z.B. unsere eigenen Instrumente, die wir in unserem Klavierunterricht benutzen, 3- 4 mal jährlich gestimmt. Am häufigsten gestimmt werden die Flügel, an die im Konzertbetrieb professionelle Ansprüche unterliegen, hier ist es nicht unüblich, das Instrument vor jedem Konzert oder auch in den Konzertpausen zu stimmen.
Es ist in diesem Rahmen natürlich nicht möglich, alle hierfür in Frage kommenden Ursachen abschließend aufzuzählen. Wir stellen Ihnen hier zwei in der Praxis häufiger vorkommende mögliche Ursachen mit den angezeigten Gegenmaßnahmen vor:
1. Häufige mögliche Ursache: Bei starken Veränderungen der Luftfeuchtigkeit nimmt der aus speziellem Fichtenholz hergestellte Resonanzboden Feuchtigkeit auf bzw. gibt diese ab und reagiert, indem er sich ausdehnt oder zusammenzieht. Er verändert seine vorgegebene Wölbung und damit seinen Druck auf die Saiten, die dadurch die Tonhöhe ändern (sich „verstimmen“). Insbesondere sehr geringe Luftfeuchtigkeitswerte in der winterlichen Heizperiode kommen recht häufig vor und sind für Ihr Instrument – infolge möglicher völliger Austrocknung der Holzbauteile – sogar dauerhaft sehr schädlich.
Mögliche Gegenmaßnahmen: Regulierung der Luftfeuchtigkeit.
1. Messen Sie die Luftfeuchtigkeit in Ihren Räumen mit einem handelsüblichen Hygrometer. Einfache, aber für diesen Zweck ausreichende Digitalgeräte gibt es schon für unter 20,-€ zu kaufen. Die optimale Luftfeuchtigkeit für Ihr Instrument liegt abhängig von der Raumtemperatur bei ungefähr 45 bis 70%.
2. Versuchen Sie die Luftfeuchtigkeit mit einem Luftbefeuchtungsger auf optimalere Werte zu bringen. Dieses tut nicht nur Ihrem Instrument gut, sondern auch Ihrem eigenen Wohlbefinden. Wir empfehlen 45-55% bei 18-20 Grad Celsius Raumtemperatur, 50-65% bei 20-22 Grad Celsius Raumtemperatur und 55-70% Luftfeuchtigkeit bei 23-25 Grad Celsius Raumtemperatur.
3. Sie können auch die Luftfeuchtigkeit direkt und ausschließlich im Instrument überwachen und regulieren lassen. Dazu können Sie sich vom autorisierten Fachmann ein spezielles Gerät in Ihr Klavier oder Ihren Flügel einbauen lassen.
2. Häufige mögliche Ursache: Die Stimmwirbel sitzen zu locker im ansonsten intakten Stimmstock. Dieses trifft vor allem auf ältere Instrumente zu. An den einzelnen Stimmwirbeln sind die Stahlsaiten befestigt und aufgewickelt, diese üben einen konstanten starken Zug – je Saite zwischen 60 und 100kg- auf den Wirbel aus. Um diesem Zug standzuhalten, müssen die Wirbel fest im Holz (Stimmstock) sitzen und eine definierte Mindest-Haftreibung aufweisen. Diese liegt bei neuen Instrumenten bei ca. 15-20 Newtonmetern (das entspricht rund 150-200 kp/cm², 1 Nm = 10,1972kp/cm²). Bei älteren Instrumenten fällt dieser Wert stetig, weil die Wirbellöcher, in denen die Stimmwirbel stecken, durch Alterung des Holzes, Volumenänderung des Holzes infolge Luftfeuchtigkeitsschwankungen und durch das Drehen der Wirbel beim Stimmen „ausleiern“. Unterhalb einer Wirbelfestigkeit bzw. Drehmoments von 7 Nm (ca. 70 kp/cm²) gelten Klaviere und Flügel als nicht mehr stimmbar. Das bedeutet, die Wirbel können die durch das „Wirbeldrehen“ beim Stimmen aufgebaute Saitenspannung nicht aufrechterhalten und drehen sich von allein oder beim spätestens beim Anschlagen der Saiten durch die Hämmer wieder zurück, wodurch die Tonhöhen der Saiten in kürzester Zeit wieder fallen.
Unter dem Begriff Stimmung im Zusammenhang mit Musikinstrumenten versteht man die theoretische und praktische Festlegung der Tonhöhen oder Frequenzen der Instrumente. Bei Tasteninstrumenten wie Klavieren und Flügeln ist neben der Festlegung der absoluten Tonhöhe durch Abgleich mit einer Referenztonhöhe z.B. Kammerton a1 = 440 Hz zusätzlich eine relative Festlegung der den Tasten zugeordneten Frequenzen erforderlich.
Der Referenzton kennzeichnet die Tonhöhe, von der wir beim Klavierstimmen ausgehen. Dieser Referenzton war in der Vergangenheit sehr uneinheitlich und weitaus niedriger als heute. Um 1500 entsprach der Ton a beinahe dem heutigen fis, also drei Halbtonschritte niedriger. Am Anfang des 17. Jahrhunderts war ein Orchester-A etwa immer noch um einen Halbtonschritt tiefer als heute.
Auch mit der Einführung der Stimmgabel in der musikalischen Welt um 1711 gab es eine einheitliche Tonhöhe nur in Ansätzen. Erst im späteren 17.Jahrhundert gelang es, sich auf eine halbwegs verbindliche Tonhöhe zu einigen, deren Frequenz für das a1 jedoch immer noch zwischen 415 und 430 Hz schwankte.
Erst im Jahre 1858 wurde durch die Pariser Academie des Sciences der Ton a1 mit einer Freuquenz von 435 HZ festgelegt, dieses wurde dann 1885 auf dem Internationalen Stimmtontreffen in Wien als allgemein verbindlich bestätigt.
Im Jahre 1939 einigte man sich in London auf eine Referenztonhöhe von a1 = 440 Hz. Diese Tonhöhe stellt die Basis der heute üblichen Standardstimmung dar. Gleichzeitig gibt es aber noch heute abweichende Grundstimmungen, so stimmen z.B. einige Symphonieorchester nach einer Frequenz von a1 = 442 bis 445 Hz.
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Falls Sie ein verstimmtes Klavier besitzen oder andere Probleme mit ihrem Klavier haben, können Sie mich entweder direkt und unverbindlich anrufen oder einfach eine E-Mail schreiben.